Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Auf Trüffeln im Museum
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Mr Psychedelic
Datum:04.04.2020 09:18
Set:Mit Fünf guten Freunden in Holland
Setting:(Zu) Hohe Erwartungen
Nützlichkeit:8,80 von 10 möglichen   (10 Stimmen abgegeben)

Bericht:


Ich freute mich seit Monaten. Es sollte mein persönliches Highlight der Amsterdam-Reise und der Start in meine Karriere als Psychonaut werden. Ausführlich und gewissenhaft informierte ich mich über Risiken und Wirkung, las diverse Erfahrungsberichte und holte mir Meinungen von Koryphäen wie Terence Mc Kenna und Christian Rätsch ein. Außerdem versuchte ich mich mit regelmäßigen Mediationen auf die Erfahrung vorzubereiten. Aber es ist völlig egal was man tut und wie gut man sich informiert, letztendlich liegen Welten zwischen Theorie und Praxis. Psychoaktive Substanzen wirken viel zu individuell um deren Wirkweise zu verallgemeinern.

Wir waren vier Jungs und zwei Mädchen. Ich erzählte schon vorher von meinem Plänen, versuchte sie aufzuklären und ein wenig dafür zu begeistern. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Ich wollte die Trüffel ungern alleine essen. Eine Person, die mich während der Erfahrung verstand, da sie ähnliches erfuhr, wollte ich nicht missen.

Es gelang mir. Während die zwei Mädchen direkt abblockten, begegneten meine männlichen Begleiter der Sache mit mehr Offenheit. „Ich überlege es mir bis Amsterdam“, meinten sie unabhängig voneinander. Dort angekommen, sagten mir zwei meiner Freunde ab und einer zu. Er war der älteste von ihnen und er hatte Lust, das mal auszuprobieren, wenn er schon einmal hier in Amsterdam war. Er hatte andere Intensionen als ich, wollte das nicht öfters machen und interessierte sich auch nicht sonderlich für Psychedelika. Das war für mich aber völlig in Ordnung. Ich war zufrieden.

Am Abend unseres ersten Tages besuchten wir ein Geschäft, das sich ausschließlich auf den Verkauf von Trüffeln spezialisierte. Der Laden wirkte extrem seriös und überzeugte mich und meinen Freund direkt. Es wurden sechs verschiedene Sorten zu jeweils unterschiedliche Stärken angeboten. Von diesen Sorten konnte man dann entweder zehn oder 15 Gramm kaufen. Das Mehr an Gewicht beeinflusste lediglich die Dauer des Trips und nicht dessen Intensivität. Je mehr man aß, desto früher trat die Wirkung ein und desto länger hält sie an. Mein Freund und ich entschieden uns jeweils für zehn Gramm der schwächsten Sorte, welche als „Mild“ beschrieben wurde. Das waren die Trüffel des Pilzes Psilocybe Mexicana. Da wir neben Tabak, Alkohol und Koffein nur Erfahrungen mit Marihuana vorzuweisen hatten, wollten wir als Anfänger nichts überstürzen. Außerdem gäbe es kein Zurück mehr, wenn man erst einmal zu viel im Körper hatte. Wir ließen uns die Trüffel also einpacken und bezahlten sie anschließend, dann machten wir uns auf den Heimweg zu unserer Ferienwohnung. Dort angekommen gingen wir früh ins Bett, da wir auf Grund der Anreise noch eine Menge Schlaf nachzuholen hatten. Außerdem wollten wir für den morgigen Tag fit und ausgeschlafen sein.

Wie ein Kind, das sich an Weihnachten auf seine Geschenke freute, freute ich mich die Trüffel zu verspeisen. Vorfreude war immer noch die schönste Freude. Ich war gespannt, wie das Psilocybin in meinem Körper wirken würde und was ich aus der Erfahrung über mich lernen könnte. Insgeheim glaubte ich sogar, dass es den Trüffeln möglich sei mir meine Bestimmung zu weisen, mir zu zeigen wieso ich auf dieser Welt bin und wie ich die Welt zu einem besseren Ort machen kann. Es war schon immer mein Ziel etwas Besonderes zu sein, die Welt zu verändern und den Menschen nach meinem Tod in Erinnerung zu bleiben. Ich wollte Fußabdrücke hinterlassen. Ob es die eine individuelle Bestimmung für Jedermann aber wirklich gibt, ist anzuzweifeln. Ob der Verzehr von Trüffeln mir diese weisen würde ebenfalls. Um seine Leidenschaft zu finden, muss man Erfahrungen sammeln, neue Dinge ausprobieren, neue Menschen kennenlernen. Das ist anstrengend und aufwendig. Der Gedanke mit ein paar Trüffeln all dies zu ersetzen, ist angenehm. Wir Menschen gehen gerne den leichten Weg. Aber ob die Trüffel das wirklich konnten?

„Erwarte wenig und du wirst nicht enttäuscht“, meinte mein Freund, nachdem er mich kurz nach acht Uhr weckte. Er hatte gemerkt, dass ich am Grübeln war. Mein Freund erwartete rein gar nichts von den Trüffeln. Er hoffte nur auf einen erträglichen Geschmack.

Da man mehrere Stunden vor dem Verkosten der Trüffel auf Nahrung verzichten solle, nahmen wir uns vor die Trüffel direkt am Morgen, wenn alle wach und bereit waren, zu essen. Gegen halb elf fing ich an die Packung zu öffnen und schob das kleinstmögliche Stück in meinem Mund. Zur Analyse des Geschmackes . Man musste sehr lange kauen und das kleine Stück fein mit den Zähnen zermahlen, um im Körper die volle Wirkung entfalten zu können. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Nüssen, kann ich nicht leugnen. Geschmacklich nur ein paar Stufen schlechter. Vor allem der Nachgeschmack beim Schlucken kann für feine Gaumen extrem unangenehm sein. Für mich war es in Ordnung, ich hatte schon schlimmere Dinge gegessen. Außerdem freute ich mich so sehr auf die Wirkung, dass ich an diesem Morgen vermutlich alles gegessen hätte. Mein Freund sah das anders. Er ist Koch und verdient mit seinem Talent, Geschmäcker intensiver wahrzunehmen und langfristig zu merken, sein Geld. Ich merkte, wie sehr er sich quälte und dass er permanent am Überlegen war, aufzuhören. Wir motivierten ihn mehrfach weiter zu essen und sich doch zusammenzureißen, da sonst alles umsonst wäre. Auch Süßgetränke halfen nicht weiter, da sich diese wohl an den dominanten Trüffelgeschmack anpassten.

Zehn Minuten nachdem ich fertig war, war nun auch er so weit. „Wir haben es geschafft“, meinte ich stolz zu ihm. Wir warteten noch kurz in der Wohnung, dann begaben wir uns auf den Weg nach draußen. Für heute war Regen angekündigt, das Wetter hielt bislang aber noch stand. Das wollten wir nutzen. Wir liefen zu einem Coffeeshop, in welchem ein Freund noch etwas Proviant holen wollte. Wir warteten draußen auf ihn. Langsam machte sich bei mir eine Euphorie breit, die ich in der Form noch nicht kannte. Während wir warteten, betrachtete ich die umliegenden Häuser. Ich genoss jede Sekunde. Einerseits spürte ich, dass die Substanz gerade in meinem Körper anfing zu wirken, andererseits war ich generell einfach glücklich mit meinen Freunden in Amsterdam zu sein und hier eine schöne Zeit zu verbringen. „Trüffel verstärken deine jeweilige Gefühls-und Gemütslage“, las ich in den letzten Monaten in nahezu allen Beiträgen. Ich nahm mir vor Negativität während meiner Erfahrung keine Chance zu lassen. Mir ging es psychisch zwar generell sehr gut zu dieser Zeit, ich fühlte mich ausgeglichen und zufrieden. Dennoch versuchte ich an nichts Negatives zu denken, als auch externe Negativität, wie Streit zwischen meinen Freunden oder Beleidigungen nicht an mich ran zu lassen. Ich wollte mir von nichts und niemandem meine gute Laune zerstören lassen. Nachdem mein Freund mit seinen Einkäufen fertig war und wir wenige Meter in Richtung Innenstadt unterwegs waren, fing es an zu regnen. Der Regen wurde schnell stärker und während ich mich auf eine Mauer aus Steinen setzte, suchten sich meine Freunde Unterschlupf unter dem Dach eines Geschäftes. Der Regen wurde jedoch sehr schnell so schlimm, dass es für meine Freunde keine Option mehr war weiterhin draußen zu bleiben. Aus einfachem Regen entwickelte sich schnell ein Sturm. Nachdem auch ich dies einsah, machten wir uns wieder auf den Rückweg zu unserer Wohnung. Auf dem Weg musste ich permanent grundlos anfangen zu lachen, ich hatte außerdem einen extremen Drang zu reden und fühlte mich generell sehr aufgedreht. Alles wurde irgendwie spannend und interessant. Die Häuser, die Straßen, die vereinzelt aufgestellten Bäume. Alles wirkte auf mich wie Neuland, als würde ich alles zum ersten Mal sehen. Ich sah die Welt mit den Augen eines Kindes, dem nur das Gesicht seiner Mutter bekannt war.

Zurück an unserem Haus, blieb ich mit einem Freund noch kurz unten stehen. Ich berichtete ihm, tierähnliche Gesichter an einem Hochhaus zu sehen. Statt mich auszulachen, fragte er nach und versuchte mir zu folgen. Es gefiel mir, dass er mich ernst nahm und Interesse zeigte. Es wirkte auf mich beinahe fast so, als ob er die Tiergesichter auch gerne sehen würde. Die türkisfarbenen Fenster des Hochhauses wurden von dicken grauen Betonblöcken getrennt. Das Besondere an diesen Blöcken waren die unterschiedlichen Graustufen, meine alte Chemielehrerin hätte es wohl „inhomogen“ genannt. Mit viel Phantasie konnte man Augen und Nasen erkennen. Für mein Gehirn waren das die Augen und Nasen von Pandas. Auch im nüchternen Zustand sah ich am nächsten Tag Pandas.

Zurück in der Wohnung fragte mich eine Freundin, ob ich denn schon was spüre. Ihr war es natürlich völlig klar, dass die Wirkung schon lange einsetzte. Dennoch betonte sie die Frage derart, dass man Neugierde und Gespanntheit, gepaart mit Ironie raushören konnte. Das war in dem Moment zu viel für mich, ich lachte mehrere Minuten lautstark. Das war einfach zu lustig. Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, schaute ich mich in der Wohnung um. Die Wohnung erschien mir riesig, es gab so vieles zu entdecken und alles wirkte geheimnisvoll. Jegliche Muster sprangen mir von nun an ins Gesicht, meine Augen sogen jedes Einzelne auf. Beispielsweise war eine Blume in der Lampe an der Decke eingraviert, die mir unheimlich schnell auffiel. Auch die karoförmigen Muster an den Vorhängen und an meinen Socken fielen mir direkt ins Auge. Meine Socken machten gar den Eindruck als würden sie leuchten. Ich starrte ständig auf sie. Zusätzlich zu meinem neu gewonnen Faible für Muster veränderte sich auch mein Zeitgefühl. Eine Minute verging für mich nun deutlich langsamer, als ich es gewohnt war. Dass merkte ich vor allem dann, wenn jemand vom Wohnzimmer in einen der anderen Räume verschwand. Wenn derjenige dann zurückkam, wirkte es auf mich als sei eine Ewigkeit vergangen und ich freute mich jedes Mal herzhaft über die Rückkehr. Neben den visuellen Veränderungen, die sich in Form des Musterfaibles und leichten Gesichtsverzerrungen äußerten, hatte sich mein Tastsinn ebenfalls verändert. Gegenstände, als auch Körperteile meiner Freunde, fühlten sich extrem weich an. Wie Wackelpudding. Berührungen wurden dadurch extrem angenehm. Ich wurde neugierig, wie es sich mit auditiven Eindrücken, also mit Musik, verhält. Ich suchte meine Kopfhörer und steckte sie in das Handy eines Freundes. Er wusste direkt was Sache war und schaltete Musik ein. Goa. Nach wenigen Minuten verlor ich jedoch das Interesse. Ich wechselte den Raum und stieß auf die dicken knallroten Over-Ear-Kopfhörer eines Freundes. Die musste ich ausprobieren. Die fielen mir bei der Anreise schon direkt ins Auge. Für ihn war das in Ordnung. Ich hörte erneut Goa und war anfangs begeistert von der besseren Qualität. Doch auch die Riesen-Kopfhörer verhinderten mein erneut aufkommendes Desinteresse an Goa nicht. Ich war wie ein Kind, das sich für nichts länger als ein paar Minuten begeistern konnte. Zum Glück entdeckte ich jede Minute etwas Neues, sodass nie Langeweile aufkam.



„Mach Mozart“, schoss es aus meinem Mund. Ich weiß nicht wieso oder weshalb, aber ich hatte richtig Bock auf Klassische Musik. Und wer ist dafür besser geeignet als Mozart? Nachdem mir mein Freund auch diesen Wunsch erfüllte, hatte ich plötzlich Lust zu tanzen. Logisch. So aufgedreht wie ich war, konnte ich unmöglich nur rumsitzen. Ich bat also eine tanzerfahrene Freundin darum mit mir zu tanzen. Wir tanzten. Dabei hörte ich weiterhin Mozart. „Ich fühle mich wie ein adliges Paar im 18ten Jahrhundert, tanzend im Saal eines Schlosses“, sagte ich stolz. Doch auch davon bekam ich nach wenigen Minuten genug. Ich wollte raus aus der Wohnung. Ich wollte die restlichen Stunden meines Trips wo anders verbringen, was anderes sehen. Als ich das meinen Freunden sagte, meinte eine Freundin, dass wir ins Museum gehen würden. Sie sagte es mit so einer Selbstverständlichkeit, als sei es schon tagelang geplant gewesen. Meine Augen wurden immer größer. Selten war ich von einer Idee so überzeugt und selten freute ich mich so sehr auf einen Museumsbesuch.

Unter strömendem Regen machten wir uns auf den Weg in Richtung Bahnhof. Die meisten meiner Freunde hatten sich auf so ein Wetter nicht vorbereitet. Regenjacken hatten wir keine eingepackt. Ich dachte beim Packen nicht einmal im Entferntesten daran, dass es auch Regnen könnte. Normalerweise schaue ich vor Urlauben immer nach dem Wetterbericht, aber dieses Mal vergas ich es aus irgendeinem Grund. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“, meinte ich zu einem meiner Freunde, als sich dieser lautstark über das Wetter beschwerte. Das war ein Spruch, den eine gemeinsame Freundin häufig sagte. Sie hatte völlig Recht. Der Spruch tröstete mich. Das Wetter war in der Tat nicht schlecht. Nur meine dünne Jacke war suboptimal. Am Bahnhof angekommen, kamen mir Hunderte von Menschen entgegen. Ich schaute sie mit großen Augen an, als kämen sie von einem anderen Planeten. Ich studierte ihre Gesichter: Ihre Nasen, Augen, Ohren, aber auch die Mundwinkel und die Umrisse des Gesichtes. Ich nahm die Menschen hässlicher und vor allem kantiger wahr als es die meisten in Wirklichkeit, also in nüchternem Zustand, waren. Manchmal wirkten die Gesichter sogar ein wenig verzerrt. „Warum schauen denn alle so unglücklich?“, fragte ich mich. Ich konnte das in meiner Situation gar nicht nachvollziehen, so glücklich wie ich war. Als wir das Gleis, an dem unsere Bahn kommen sollte, erreichten, wurde ich mal wieder Zeuge davon, wie klein unsere Welt doch ist. Einer meiner Freunde traf seinen Halbcousin, den er seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er machte mit seiner Freundin Urlaub und hauste in der gleichen Stadt wie wir. Die beiden freuten sich unheimlich und tauschten Nummern aus. Dann kam unsere Bahn. Ich setzte mich ans Fenster, neben mich setzte sich der Koch. Bei ihm wirkten die Trüffel ein wenig schwächer. Er lachte weniger als ich und zog generell deutlich weniger Aufmerksamkeit auf sich. Man hätte nicht vermutet, dass er Psilolcybin im Körper hatte. Dennoch schien er etwas zu spüren und ich konnte meine Gedanken und Gefühle mit ihm teilen. Wir fanden es beide extrem krass in der Bahn zu sitzen. Das war für uns sehr aufregend. Wir reden darüber, wie cool die Wirkung doch sei und dass wir das morgen unbedingt wiederholen wollten. Was wir natürlich nicht taten. Außerdem lachten wir ständig und viele der Fahrgäste schauten uns wie Autos an. Ob die wohl merkten, was mit uns los war? Dennoch belästeten wir niemand. Wir konzentrierten uns auf uns selbst. Die Fahrt kam mir ewig vor, obwohl es nur zwei Stationen waren. Ständig dachte ich mir, wie cool es doch wäre, wenn andere Freunde, die nicht dabei waren, dabei wären und unsere Erfahrung miterleben könnten. Tiefgründige Gedanken hatte ich jedoch kaum. Ich dachte in den meisten Fällen wie ein Kind. Das war aber gut so. Ich mochte meine kindliche Denkweise und erinnere mich sehr gerne an meine Kindheit zurück.

„Amsterdam Central.“ Endlich waren wir da. Ich konnte den Museumsbesuch kaum abwarten. Wir verließen den Bahnhof und suchten die passende Straßenbahn, die Richtung Museum fuhr. Auch diese fuhr wieder eine halbe Ewigkeit. Dennoch hatte ich meinen Spaß während den Fahrten. Ich genoss jede Sekunde und es kam nie Langeweile auf. Von der S-Bahn-Station mussten wir noch wenige Meter zum Museum laufen. Ich war blank. Meine Taschen waren leer. Ich hatte nichts dabei. Mein Handy ließ ich zu Hause. Mein Geldbeutel ebenfalls. Lediglich mein Bahnticket und meinen Ausweis gab ich einer Freundin. Ich öffnete meine Taschen, stülpte sie nach außen, so dass jeder den leeren Inhalt sehen konnte, und schrie „Ich bin frei, von mir gibt es nichts zu holen!“ Die leeren Taschen waren ungewöhnlich für mich. Ich checkte aus Routine ständig, ob Handy und Portmonee noch da waren, doch stellte jedes Mal fest dass da nichts war. Später wurde mir klar, dass ich gar nicht frei sondern abhängig war. Ohne meine Freunde wäre ich nicht weit gekommen. Geld und Handy sind wohl eben doch essentiell in einer fremden Stadt.

Wir erreichten endlich das Museum. Es hatte einen riesigen Eingang und glich einer Festung. Oben an den Wänden des Eingangs war ein Plakat mit einem riesengroßen Auge zu sehen. Das fiel mir direkt auf. War wahrscheinlich Werbung für irgendeinen Kinofilm oder ein Theaterstück. Wir mussten uns draußen anstellen, um in den Innenbereich des Museums zu gelangen. Dort angekommen war die nächste Schlange zu sehen, die zum Ticketschalter führte. „Ich gehe kurz auf die Toilette“, meinte ich zu meinen Freunden. Insgeheim hoffte ich, dass mich jemand begleiten würde, aber das geschah nicht. Und explizit danach fragen, wollte ich nicht. Es waren so viele Menschen in diesem Museum. Das war unglaublich. Mehr als am Bahnhof. Die Toiletten waren an die Menschenmassen angepasst. Selten aber ich so viele Toiletten auf einmal gesehen. Dennoch waren alle belegt. Ich musste warten. Die Zeit wollte mal wieder nicht vergehen. Ich versuchte meine Lachanfälle zu kontrollieren und beim Warten nicht laut loszulachen. Endlich wurde eine Toilette frei. Ich schloss mich ein. Das waren die ersten paar Minuten, an denen ich heute für mich war. Nachdem ich meine Hände gewaschen und mich kurz im Spiegel betrachtet hatte, machte ich mich auf den Rückweg. Plötzlich stand einer meiner Freunde vor mir. Sie hatten sich Sorgen gemacht, ich war wohl etwas länger weggewesen. „Ich bin froh dich wiederzusehen“, meinte ich zu ihm. Wie ein Kind zu seinem Vater. Die anderen waren schon fast am Ticketschalter angelangt. Meine Freunde fingen also an sich Tickets zu kaufen. Ich ging davon aus, dass irgendeiner für mich eines mitkaufen würde. Schließlich hatte ich vorhin laut genug rumposaunt, dass ich kein Geld dabei hatte. Doch dazu kam es nicht. Ich wunderte mich und erklärte, dass ich auch ein Ticket benötigen würde. Die anderen hielten es für einen Scherz. Die beiden Mädchen wurden wütend: „Was hast du dir denn dabei gedacht? Dachtest du, dass das der Museumseintritt kostenlos sei?“ Ich verstand gar nichts mehr. Zum Glück bezahlte der Koch für mich. Klar, es ist nicht selbstverständlich Geld geliehen zu bekommen, andererseits sah ich darin keine große Sache. Ich verlieh mein Geld, wenn nötig, auch häufig. Am Abend hätten sie es doch wieder bekommen. Es ging den zwei Freundinnen wohl eher darum, wie dumm diese Aktion von mir war. Ich merkte direkt wie mich die Situation mehr belastete, als sie es sonst getan hätte. Ich versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und das Thema zu ändern. Wir warteten noch kurz auf zwei Freunde, die gerade den Rucksack zu den Garderoben brachten und dann ging es endlich ins Museum. Die Wirkung war am Ausklingen. Ich spürte immer weniger. Die Gemälde im Museum waren dennoch wunderschön. Ich diskutierte mit meinen Freunden, was sich die Maler wohl bei der Produktion dachten und was sie uns mit den Gemälden sagen wollten. Ich fragte mich auch, ob sich die Maler nur im Entferntesten vorstellen konnten, dass mehrere Hundert Jahre nach der Fertigstellung ihrer Kunstwerke, mehrere Tausend Menschen ihre Gemälde betrachteten und dafür auch noch Geld bezahlten. „Man, müssten die im Himmel stolz sei“, dachte ich mir.




Epilog:

Sechs Tage sind nun vergangen seit dieser Erfahrung und meine Wahrnehmung hatte sich verändert. Versteht mich nicht falsch, ich höre keine Stimmen oder sehe Geister. Ganz im Gegenteil: Ich nehme viele Dinge viel intensiver und detailreicher wahr. Das fällt mir vor allem bei meinen täglichen Spaziergängen in Feld und Wald auf. Pflanzen und Bäume fallen mir viel schneller ins Auge, alles wirkt viel schöner und ich kann selbst mehrere Hundert Meter entfernte Bäume gut erkennen. Als ich gestern im Wald war, erkannte ich eine Struktur im Aufbau des Waldes. Die Bäume wirkten gleichermaßen voneinander getrennt. Als ob die Natur genau wüsste, was sie tat. Als ob sie einen Gärtner engagiert hätte, der alles genau abmaß. Pflanzen mit sonderbaren Farben fielen mir auch viel schneller ins Auge, ich fragte mich ständig, seit wann es solche Farben überhaupt gäbe. Es wirkte als konnte ich Farben wie Rot nun in diversen unterschiedlichen Stufen und Stärken erkennen. Rot war für mich nicht mehr gleich Rot. Zwischen jedem Rotton gab es etliche Unterschiede.

Die Erfahrung war für mich persönlich eine sehr schöne. Ich habe es in keinem Moment bereut die Trüffel gegessen zu haben. Meinem Freund erging es ähnlich, außer, dass er auf Grund seines peniblen Geschmackes auf eine erneute Erfahrung verzichten würde. Er empfand den Geschmack einfach als zu eklig. Während ich den Geschmack direkt wieder vergas, war er bei ihm ständig präsent, sobald er an die Erfahrung dachte. Typischer Koch eben, muss sich jeden Geschmack direkt einprägen.

Ich war auch nicht enttäuscht oder so, weil ich meine Bestimmung nicht erfuhr oder Unbewusstes ins Bewusstsein gelang. Das war bei so einer geringen Stärke wohl einfach utopisch.






Falls euch der Bericht gefallen hat, könnt ihr gerne auch mein Youtube-Video dazu anschauen, da sind noch ein paar Details mehr zu hören. Würde mich sehr freuen :) rnrn